Neue Führungsmodelle in Zeiten von New Work

Christoph Bauer

Neue Führungsmodelle in Zeiten von New Work

Die Arbeitswelten verändern sich. New Work ist zu einem Synonym verschiedener Spielarten neuer Arbeitsformen geworden. Aber was steckt eigentlich dahinter? 

Die industrielle Revolution hat in unserem Kulturkreis das klassische Bild von Unternehmen geprägt. Hochgradige Arbeitsteilung, klare Hierarchien sowie feste Anweisungs- und Zeitstrukturen haben zur Standardisierung von Arbeitsprozessen geführt. Diese Form des Taylorismus hat in vielen Bereichen unserer Arbeitswelt ausgedient. Lohnarbeit wird, bedingt durch Automatisierung, Robotisierung und die zunehmende digitale Vernetzung, immer mehr von Wissens- und Schöpfungsarbeiten abgelöst. Wir leben heute im Wissenszeitalter, das im Vergleich zum Industriezeitalter völlig neue Herausforderungen mit sich bringt. Es geht um kürzere Innovationszyklen und schnelle Anpassung an veränderte Marktsituationen. Dies lässt sich nur mit selbstbestimmten und engagierten Mitarbeitern erreichen. Glücklicherweise wünschen sich viele Mitarbeiter mehr Eigenständigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten. Immer häufiger organisieren sich Teams selbst und nutzen dabei Methoden aus dem agilen Management.

New Work – die Neue Arbeit – steht auch für eine Flexibilisierung der Arbeit. Der klassische „Nine-to-Five-Job“ im Büro wird schon bald der Vergangenheit angehören. Homeoffice, Remote Work und Vertrauensarbeit heißen die Modelle der Zukunft.

Aber was genau bedeutet New Work für die Führungspraxis? Braucht es in Zeiten der Selbstorganisation noch Führung? Und wenn ja, wie sieht sie aus?

Selbstorganisation entsteht nicht von alleine. Sie braucht einen Rahmen, um sich zu entfalten. In diesem Sinne benötigen auch selbstorganisierte bzw. agile Teams Führung. Die Rolle der modernen Führungskraft wandelt sich jedoch vom Entscheider zum Ermöglicher und Coach. Das erfordert eine grundsätzliche Haltungsänderung. Die Führungskraft ist nicht mehr der Macher, der die Dinge nach vorne treibt. Sie ist auch nicht der Kontrolleur, der Ergebnisse einfordert. Vielmehr schafft sie einen Rahmen, in dem das Team Verantwortung übernehmen und sich selbst organisieren kann.

Ich möchte Ihnen fünf Aufgabenschwerpunkte anbieten, auf die sich Führung in Zeiten von New Work konzentrieren sollte:

Orientierung geben durch gemeinschaftliche Ziele

Jede Form der Zusammenarbeit benötigt eine gemeinsame Ausrichtung. Individuelle Ziele führen zum Scheuklappenblick und sind somit kontraproduktiv. Aufgabe der Führungskraft ist es, für gemeinschaftliche Ziele des Teams zu sorgen.

Verantwortung teilen und an die Basis delegieren

Der Taylorismus kennt ein klares Verantwortungsmodell. Verantwortung wird an der Spitze des Unternehmens zentralisiert. Die Ebenen darunter sind lediglich Ausführende. Dieses Verständnis ist längst überholt. Selbstorganisation funktioniert nur, wenn jeder Einzelne Verantwortung trägt und sich den gemeinsamen Aufgaben verpflichtet. Der Grad der Verantwortungsdelegation an das Team wird zwischen Führungskraft und Team verhandelt.

Eine offene Kommunikation etablieren

Zur gelingenden Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme bedarf es einer transparenten Kommunikation. Unternehmenskennzahlen sollten offen kommuniziert werden. Zurückhalten von Information als Machtinstrument hat hier nichts zu suchen. Stattdessen sollten Führungskräfte Vernetzung und einen funktionsübergreifenden Austausch fördern.

Teams zur Selbststeuerung befähigen

Selbststeuerung bedeutet, dass sich Teammitglieder selbst organisieren, auch wenn ihnen niemand sagt, was sie zu tun haben. Dazu gibt es zahlreiche Methoden aus dem agilen Management, wie beispielsweise Kanban Boards, Stand-up-Meetings, Reviews und Retrospektiven. Aufgabe der Führungskraft ist es, die Teammitglieder in diesen Methoden zu befähigen.

Mitarbeiter im Sinne der dienenden Führung unterstützen

Mit den zuvor beschriebenen Aufgabenschwerpunkten schafft die Führungskraft einen Rahmen, in dem Teams ihr volles Potenzial entfalten können. Dennoch werden immer wieder Hindernisse, Probleme oder Konfliktsituationen auftauchen. Gerade dann ist die Führungskraft als Coach gefragt, um das Team zu unterstützen.

Die beschriebenen Aufgabenfelder zeigen, dass Führung in Zeiten von New Work nicht überflüssig wird, sich jedoch deutlich verändert.

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